ARTICLE N°1

Artikel von Omer BRANS für die S.I.A.-Zeitschrift -Ingénieurs de l'automobile-

(S. u. ff 31-32 in der Nr. 725), die den Standpunkt unserer Firma präsentiert.

Ausgabe von Oktober 1998

                                    Tribune libre (Freie Rednerbühne)

BRANS STUDIO

Wie sieht Omer Brans die Weltausstellung?

Omer Brans, stellt uns anhand von zwei Konzepten sowie einiger Überlegungen zu stilistischen Fragen, die von Renault und Citroën aufgeworfen worden sind, seine Zukunftsvisionen des Unternehmens vor.

Unsere Gruppe widmet sich der Erforschung und vollständigen Entwicklung innovativer Konzepte im Luftfahrt- und Automobilbereich. In Fragen der Leistung, Qualität und Sicherheit entsprechen unsere Konzepte sehr genauen Kriterien und versuchen ebenfalls die Bedürfnisse zukünftiger Märkte zu berücksichtigen, um wirtschaftlichen Erfolg und Rentabilität zu garantieren.

Im Automobilbereich entspricht das von uns erarbeitete Projekt F4 diesen Zielen. Es profitiert von technologischen Transfers, die ihm auf vielen Ebenen der gesamten Konkurrenz gegenüber einen Vorsprung verschaffen, ganz besonders was Verbrauch, Ergonomie, Sicherheit und Leistungsfähigkeit angeht.

Beim Entwurf dieser Fahrzeugkarosserie haben wir den Versuch unternommen, eine harmonisch fließende, zeitlose und mit einer optimierten Aerodynamik in Einklang zu bringenden Linie zu erzeugen. Die daraus entstehende Benzinersparnis beträgt 14%. Das F4, das für ein vollständiges Programm konzipiert wurde, profitiert von den negativen Auftriebskoeffizienten mit verstellbaren Werten.

Um ein Beispiel aus der Luftfahrt zu nennen: BRANS Studio hat Pläne für ein Flugzeug (4 Plätze) mit optimierter Aerodynamik erarbeitet. Wir haben dabei einen revolutionären Motor, sowohl was die Funktionsweise als auch die Abmessungen angeht, konstruiert.  Die erwarteten Leistungen, die nicht unbedingt besser sind als die der letzten amerikanischen Kompositbauweisen, übertreffen aber bei weitem die der traditionellen europäischen Konzeptionen, deren erste Inbetriebnahmen manchmal auf mehr als 40 Jahre zurückgehen. Unser Ziel war es, die Kosten für den Personenkilometer zu senken, wobei gleichzeitig auch die Sicherheit verbessert werden sollte. Mit 200 PS und 4 Personen an Bord kännen 1700 km bei einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 190 Knoten durchflogen werden, wobei dank einer gewissen Anzahl an technischen Ausgestaltungen keine Motorpanne zu befürchten ist.

Unser Besuch bei der Weltausstellung des Automobils führt uns zu einigen Überlegungen.

Renault präsentiert mit seinem Vel Satis Konzept eine sehr originelle und gewagte Studie, wo das Fahrzeughinterteil nicht den gewähnlich fliehenden Linien folgt. Wahrscheinlich muss die Aerodynamik ein wenig im Bereich der Kielwasserstreifen im Vergleich zu einigen zeitgenässischen Fahrzeugen verbessert werden. Die Form des Heckfensters trägt großen Anteil daran, die des Kofferraums weniger. Die Idee ist originell, selbst wenn sie an eine weit zurückliegende Vergangenheit des Autos erinnert.

Das Vorderteil, wobei Motorhaube und Windschutzscheibe gleichermaßen schräg abfallen, ist zweifelsohne gelungen, denn es entspricht objektiven Kriterien wie Aerodynamik, Ästhetik, Abmessungen und Funktionalität. Wir dürften ein laminares Auslaufen auf diesem Teil, der eine sehr große Oberfläche darstellt, erwarten; aber leider unterbricht der Kühlergrill diese Linie, indem er fast vertikal angebracht ist und man an die Zeit der Art Deko erinnert wird. Ein so starker frontaler Schnitt ist für den Verbrauch, den der Autofahrer zu finanzieren hat, sicherlich nachteilig.

Es birgt beträchtliche Risiken, wenn man im vorhinein die Läsungen der Zukunft definiert. Jeder Hersteller hat seine eigenen Methoden und wir kännen feststellen, dass sie oft versuchen, die Zukunft zu erobern, indem sie bestimmte Themen aus der Vergangenheit wieder aufgreifen! Diese widersprüchliche Wahl ist kein Einzelfall; sie zeigt die ganze Bandbreite der Schwierigkeiten, auf die die Hersteller und ihre Forschungsabteilungen stoßen, wenn es darum geht, sich wirklich der Zukunft zuzuwenden, indem man die Initiative ergreift und einen definitiven Schlussstrich unter die Vergangenheit zieht. Es stimmt, dass exzellente Ideen manchmal frühzeitig keine Beachtung mehr fanden und einige Jahrzehnte später zu Recht wieder aufgegriffen wurden. Aber dies geschah immer, weil sie ein offensichtliches Interesse und einen logischen Fortschritt in der Entwicklung des Know-hows und der Technik darstellten. Jedoch sprechen diese Bemerkungen denjenigen Ideen nichts ab, die wir für genial halten und die im Konzept von Renault zum Vorschein treten.

Was Citro‘n angeht, so birgt der Xsara Picasso, dessen Serienherstellung für 1999 vorgesehen ist, einige innovative Aspekte, wobei er sehr traditionell bleibt. Wir finden nämlich ein Vorderteil mit einer Windschutzscheibe und einer Motorhaube vor, die auch gleichermaßen schräg abfallen, aber nicht so stark wie beim Vel Satis. Diese Wahl scheint uns aus denselben Gründen wie vorher eine günstige Wahl zu sein. Leider stellen wir noch einmal breite Kühlerlüftungsschlitze oberhalb der Stoßstange fest, die sich wahrscheinlich negativ auf den Benzinverbrauch auswirken. Wären Luftschlitze unter der Stoßstange nicht ausreichend? Jedenfalls sind einige Hersteller dieser Ansicht und anscheinend haben sie Recht. Der wirtschaftliche Erfolg des Xsara Picasso scheint nichtsdestotrotz gesichert zu sein, da er dem natürlichen Lauf der Automobilentwicklung folgt. È

Article N°2

Artikel von Omer BRANS für die S.I.A.-Zeitschrift -Ingénieurs de l'automobile-

(S. u. ff 28-32 in der Nr. 737) die den Standpunkt unserer Firma präsentiert.

Ausgabe von Mai 2000

Wie sollen Läsungen und zukunftsträchtige Automobilhersteller ausgewählt werden, um den wirtschaftlichen Erfolg und den Fortbestand des Unternehmens sicherzustellen? Dies ist das Ziel zahlreicher Automobilhersteller und jeder hat dafür seine eigenen Methoden, die oft eng mit der Unternehmensgeschichte in Zusammenhang stehen.

Damit dieses Ziel erreicht wird, erscheint es uns unumgänglich, einige analytische Hilfsmittel zu benutzen, die uns zahlreiche Informationen bringen. An dieser Stelle ist es uns nicht mäglich, alle diese Mittel aufzuzählen. Wir hatten nicht die Absicht, eine literarische Enzyklopädie zu erstellen, sondern wollen einige uns wichtige Punkte hervorheben, die wir ganz besonders in das Know-how unserer Forschungsabteilung integriert haben.

Zuallererst muss man sich fragen, was ist bereits von anderen Unternehmen oder Forschungsbüros realisiert worden, um daraus abzuleiten, was noch gemacht werden muss, aber vor allem, was nicht gemacht werden darf. Man kann diesen Punkt nicht näher untersuchen, ohne vorher statistisch untermauerte Richtlinien entwickelt zu haben, die die Kohärenz jeder Realisierung hervorheben. Diese Vorgaben, die man Qualitätskriterien nennen kännte, ermäglichen es, Fahrzeuge untereinander zu vergleichen und eine Verbindung zwischen wirtschaftlichem Erfolg (oder Misserfolg) und diesen Qualitätskriterien herzustellen. Die einfachsten dieser Vorgaben oder Richtlinien sind folgende: Kilometerpreis pro Fahrinsasse, Frontaloberfläche pro Fahrinsasse, total benetzte Oberfläche pro kg pro PS, kg/PS/Fahrgastinnenraum/Insasse, usw. Wir lassen der Fantasie eines jeden freien Lauf, um die bestmäglichsten Vorgaben auszuwählen; ihre Anzahl ist fast unbegrenzt. Es gibt immer einen logischen Grund (oft versteckt) für den Misserfolg oder den Erfolg eines Fahrzeugs; das Entscheidende ist nur, die richtigen Vorgaben zu finden, um diejenigen Aspekte herauszuarbeiten, die bei einem Vorkommnis vorherrschend waren. Es erscheint uns besser, sie vorherzusehen, als sie hinnehmen zu müssen.

Auch andere Aspekte sind zu berücksichtigen, und die technische Entwicklung ist so rasant, dass manchmal keine wissenschaftlichen Mittel bestehen, um den Erfolg oder Misserfolg eines Vorhabens vorauszusehen. Denn der Mensch bekommt seine Erkenntnisse aus seinen Erfahrungen (außer dem, der glaubt, die Weisheit für sich gepachtet zu haben) und selbst der kompetenteste unter ihnen braucht mindestens einen Zyklus (Entwurf ö Herstellung ö Kommerzialisierung), um Schlüsse aus seinen Erfahrungen ziehen zu kännen und um Zugang zu diesem Projekttyp sowie zu gleichwertigen Projekttypen zu bekommen. Jedoch, und dies ist kein Einzelfall, ermäglicht eine gut gelenkte Intuition, die zukünftige Realität manchmal so genau wie mäglich vorherzusehen. Es handelt sich dabei gewiss um das mächtigste und schnellste Forschungsinstrument, das es auf der Welt gibt. Alle Kreativmanager machen bewusst oder unbewusst mit mehr oder weniger Erfolg davon Gebrauch. So wie man die Funktionalitäten einer Software entwickelt, so darf man auch diesen Aspekt nicht vernachlässigen, um seine schäpferischen Fähigkeiten zu optimieren. Oft steht so ein Mensch allein am Ursprung eines immensen Werkes, und ohne ihn hätte die Erfindung noch Jahre gebraucht, oder wäre vielleicht niemals entdeckt worden. Dafür gibt es zahlreiche Beispiele. Deshalb ist die Gräße einer Forschungsabteilung nicht stellvertretend für ihre Kompetenzen, und es birgt Risiken, die beiden Parameter zu assoziieren. Intuition ist wahrscheinlich das am schwierigsten zu identifizierende Element, solange sie subtil ist. Aber nichts ist schlimmer, als seine Fantasie und Vorstellungskraft zu verwerfen und sich zu verschließen, oder seine Ingenieure in ein zu starres Schema zu pressen, das mit Kreativität unvereinbar ist. Intuition steht immer über Reflexion, aber der Gebrauch von beiden stellt den Idealzustand dar. Wir sind davon überzeugt, dass es von äußerster Wichtigkeit ist, dass man sich vor jeder Entwicklung eines neuen Projektes zunächst um die Männer und Frauen kümmert, und ihnen ermäglicht, ihre schäpferischen Fähigkeiten durch eine optimierte Ausbildung sowie Kenntnisse und durch eine intelligente Führung der Hierarchie sowie der Verantwortungsbereiche zum Ausdruck zu bringen. Denn Kreativität wird niemals zum Vorschein kommen, wenn die wissenschaftlichen oder technischen Voraussetzungen nicht gegeben sind, und sie zudem mit sterilen Aufgaben zusammentrifft. Jedem obliegt es, sich um die Identifizierung der Kreativingenieure zu bemühen; wir glauben, dass dies die schwierigste Aufgabe darstellt. Allzu häufig wird vergessen, dass ein Unternehmen ohne die Männer und Frauen nichts ist.

Andererseits sind die Materialien und vor allem die Informatik, derer wir uns heute bedienen, und die die Forschungsabteilungen regelrecht verändert hat, eine zweischneidige Angelegenheit. Denn der Computer stellt eine so starke Versuchung dar, dass der Ingenieur gegen seinen Willen gewissermaßen von ihm hypnotisiert werden kann. So wird aus diesem   Hilfsmittel ein Zweck an sich, obwohl es ein Handwerkzeug bleiben sollte. Der Ingenieur wird im übertragenen Sinne vom Bildschirm aufgesogen, ohne dass er sich dessen bewusst wird. Er bedient sich nicht mehr seiner Erfindungsgaben, sondern spielt einfach nur mit den Programmfunktionen. Daher ist es uns bei weitem lieber, wenn ein Projekt in einem Restaurant erfolgreich zu Stande kommt, als es mit CATIA scheitern zu lassen; dies ist nach unserer Erkenntnis leider schon einem franzäsischen Unternehmen bei der Erarbeitung eines Luftfahrtprojektes passiert.

Der Erfolg eines Vorhabens hängt auch von der "Form" und der "Umgebung" ab: gewissermaßen werden alle Elemente zusammengeworfen (Maschinen, Menschen, …rtlichkeiten, usw. ...), die richtige Mischung ist dann ausschlaggebend für den Erfolg. Diese Osmose erfolgt nicht spontan; der Unternehmensleiter muss sich daher intensiv mit dieser Aufgabe beschäftigen, um Enttäuschungen zu vermeiden, wie wir sie bei einigen Herstellern festgestellt haben, mit einem Durcheinander sowohl kommerzieller als auch technischer Art, z.B. bei Mercedes (Smart, A5 und die 24-Stunden-Rennen von Le Mans).

Will man ein Projekt mit Erfolg abschließen, so bedeutet dies für einige, dem allgemeinen Trend zu folgen, indem man entweder die Konkurrenz nachahmt oder ihre Ergebnisse verbessert. Die Fortschrittlichsten haben verstanden, dass man diesem Trend voraus sein muss, um den anderen immer eine Nasenlänge voraus zu sein. Dafür muss man nicht nur ein großes Risiko einkalkulieren, sondern auch eine sehr entwickelte rationale Methodologie im Hinblick auf die Erwartungshaltung des Benutzers anwenden. Eine Art Barometer, das nicht die Tendenzen sondern wirkliche Veränderungen bewertet, die im Gange sind, und deren Abbild oft auch die Gesellschaft  ist. Hier spricht man nicht von Mode oder Stil. Diese Begriffe sind schon überholt, denn was die Mode macht, kommt aus der Mode und stellt nur einen kurzlebigen Aspekt dar, der von zu geringem Interesse ist. Indem man nur geringfügig die Form der Stoßstangen verändert, einen zusätzlichen Lenkradzweig hinzufügt, einige minimale ästhetische Veränderungen vornimmt, die nichts Zweckmäßiges bringen (keine besondere Verbesserung der Fahrzeugtechnik), oder indem man manchmal die allgemeine Linienform erschwert (wie dies bei einigen japanischen Modellen der Fall war, damit man an ein neues Auto glaubt), verfolgt man nur marktstrategische Ziele, und zwar unter anderem den Käufer für ein Portemonnaie mit niedrigem IQ zu halten; Diese Vorstellungsweise ist vollkommen unvereinbar mit jeder realistischen Zukunftsvision. Wenn man zum Beispiel einen Stil wählt, dessen Formen nur aus unterbrochenen Linien oder im Gegenteil nur aus runden Linien wie das Bio-Design bestehen, nimmt man von Beginn an das Scheitern des Projektes in Kauf; denn eine solche Darstellung ist zu manichäisch, um einer dauerhaften Vision zu entsprechen, die der Mensch vom Automobil hat, das sich in einer Welt mit zahlreichen feinen Nuancen entwickeln muss. Was zu übertrieben wirkt, ermüdet schnell. Es geht um die richtige Dosierung, eine raffinierte Küche, die dem Käufer nicht die Lust verleidet. Das große Potential an Technologie und die mäglichen Erfindungen dieses Fahrzeugs müssen beim Käufer Erstaunen und Bewunderung hervorrufen, wobei jegliches Desinteresse vermieden werden muss. Porsche beherrscht diese Strategie meisterhaft, und die Beschleunigungsmäglichkeiten seiner Fahrzeuge sind außergewähnlich. Dies liegt zum großen Teil an der technischen, mechanischen und fast optimal entwickelten aerodynamischen Kohärenz, die schon zu Beginn bestand. Andere Hersteller lassen Automobilentwicklungsstufen wiederaufleben, wobei sie alle mäglichen und vorstellbaren Etappen aufgreifen, selbst wenn dies zu keinem Zeitpunkt vernunftmäßigen Gründen entspricht sondern rein modemäßigen. Dieser Weg ist endlos, da alle Kombinationen grenzenlos und regellos sind. Allein die Physik, die Aerodynamik, die Widerstandsfähigkeit des Materials, und unter anderem die Ergonomie haben logische Regeln, und wenn man diese versteht und berücksichtigt, nähert man sich der zukünftigen Wirklichkeit: diesen Regeln muss sich ein Fahrzeug beugen und nicht den subjektiven Fantastereien eines Projektleiters, die nur einer Modeerscheinung folgen. Die schwierigste Aufgabe besteht darin, eine Synthese all dieser Aspekte zu erstellen, wo jedes Element mit seinen Nachbarn harmonisch funktioniert. Der absolute Hähepunkt erfolgt dann, wenn diese Elemente multifunktionell werden und Systeme entwickeln, die sowohl für Sicherheit als auch für Effizienz stehen. Dieser Herstellungsweise nähert man sich nicht, wenn man einer klassischen Modeerscheinung folgt, sondern sie wird durch grundlegende oder lebenswichtige Elemente Wirklichkeit, die von Anfang an genau definiert werden müssen. Nehmen wir ein Beispiel aus der Luftfahrt: es ist besser, ein Flugzeug um den Motor und die Passagiere herum zu konstruieren; und nicht das Gegenteil, das dazu führen würde, dass man einen Motor und die Passagiere in eine Flugzeugzelle setzen müsste, die mit willkürlichen Dimensionen gebaut worden wäre. Vergleicht man diese Methodologie mit der des Automobils, so wird ein klarer Widerspruch deutlich. Keine andere Verfahrensweise ermäglicht in unseren Augen, erfolgreich ein futuristisches Projekt mit langer Lebensdauer zu konzipieren.

Sieht man einmal vom rein technischen Aspekt ab, so muss sich auch die philosophische Seite des Fahrzeugs entwickeln. Von einem zweirädrigen Motorkarren ausgehend ist der Mensch nun bei einem betriebssicheren Transportwesen angekommen. Aber die Entwicklung hält nicht inne, sie härt niemals auf, und in den Mentalitäten sowie neuen Bedürfnissen der Menschen wird man nämlich die Antwort auf die Frage finden: Wie sieht das neue Erfolgsfahrzeug aus? Die Antwort kommt sicher nicht aus den Forschungsinstituten. Denn die Berater sind nicht die Käufer; es ist der Benutzer und nicht der Hersteller, der ein Fahrzeug im Hinblick auf seine momentanen oder zukünftigen Bedürfnisse kauft, der er sich manchmal noch nicht bewusst ist. Diese Bedürfnisse hängen besonders mit sozialen, wirtschaftlichen und politischen Faktoren zusammen, die oft nicht einfach zu durchschauen sind. Aber wir stellen in den letzten Jahren eine Tendenz fest: Arbeitszeitverringerung, Demokratisierung der Freizeitaktivitäten, Auseinanderfallen der Familie einerseits, sowie ihre Verstärkung andererseits. Gewissermaßen auffälligere Extreme so wie in der Arbeitswelt. Das Erscheinen der Espaces oder der Monospaces ist die logische Konsequenz dieser allgemeinen Situation, in der sehr große Fahrgasträume den Benutzer von einigen Zwängen befreien und das Fahrzeug angenehmer werden lassen.. Man versucht das Leben zu genießen und mit seiner Familie in einer immer feindlicher werdenden Umgebung zusammen zu sein. Man arbeitet, vielmehr, um mehr vom Leben zu haben, als dass man lebt, um zu arbeiten. Das Automobil wird immer mehr zu einem Lebensraum und mit den neuen Kommunikationstechniken wird es ein unumgänglicher Arbeitsraum. Transportmittel, Lebensraum und in naher Zukunft mobiler Arbeitsplatz, Spiel- und Kulturraum, darauf warten wir mit Ungeduld, denn wir haben ein reelles Bedürfnis danach.

All diese notwendigen Voraussetzungen sind selbstverständlich nicht ausreichend, und viele weiteren Faktoren müssen berücksichtigt werden (leichte Bedienung, Maße, Modularität,...). Denn der Kunde wird sich immer mehr dem Wert einer Sache bewusst und bereitet sich rationales Vergnügen, indem er an seine Familie denkt und selbst, wenn er sich durch sein Fahrzeug aufwerten will, wird er immer eine Wahl treffen, die seiner Realität und seiner geistigen Struktur, also in gewisser Weise seiner Geisteshaltung entspricht. Er muss sich in dem Fahrzeug, das er ausgesucht hat, wiedererkennen und es muss ihm entsprechen. Aber der einzige Aspekt, den der nicht technisch versierte Käufer (häufigster Fall) beurteilen kännte, betrifft das Design. Er bedarf keiner besonderen Ausbildung, um sagen zu kännen, "gefällt mir", oder "gefällt mir nicht", und wenn auch diese vereinfachte Vision ihn sein Fahrzeug auch nur ein bisschen verstehen lässt, ist es doch ein wichtiges Verständnis, das ihn gräßtenteils zufrieden stellen wird. Je weniger man sich in der Technik auskennt, desto mehr legt man Wert auf das Äußere (Design) und desto weniger auf das Innere (Mechanik). Man kauft also ein Auto auch und vor allem wegen seiner ästhetischen Form, die dem Bild entspricht, das man von sich selbst hat, sowohl in charakterlicher als auch physischer Hinsicht. Deswegen muss man Hässlichkeit meiden und dieses Transportmittel kann nur dann richtig verkauft werden, wenn es selbst eine oft unsichtbare aber sehr reelle Botschaft überbringt: nämlich die, das Unterbewusstsein des Käufers anzusprechen und ihm vorzusagen, "diese Linie gefällt mir und ich mag diese Form", selbst wenn er wahrscheinlich unfähig ist, den tiefen und ursprünglichen Grund seiner Wahl zu nennen. Die Schwierigkeit besteht darin, dass jeder Käufer anders ist, und dass jeder idealerweise ein anderes und einzigartiges, seiner Persänlichkeit entsprechendes Fahrzeug haben will. Das ist natürlich absolut unmäglich. Dennoch schaffen es einige Autofahrer über das "Tuning", was diesen Wunsch nach Unterschied bestens herauskristallisiert. Deswegen gibt es aus diesem Dilemma nur ein Entrinnen: die Hinwendung zur wahren und einstimmig anerkannten Kunst. Gewisse Leute haben dies gut verstanden und haben mit Recht aus einem Xsara einen "Picasso" gemacht! Heutzutage müssen die Automobilhersteller Umgestaltungen vornehmen, wenn sie die Beständigkeit eines Fahrzeugs garantieren wollen, indem sie ihre Autos zu künstlerischen Kreationen machen. Indem sie Kunst in die Straßen bringen, kann sich der Autofahrer durch ein qualitativ hochwertiges Kunstobjekt weiter entwickeln, das sein Gesichtsfeld und sein Bewusstsein einer neuen, anderen Art, das Material zu begreifen, äffnet. Genauso wie die Sprache ermäglicht, Gedanken auszusprechen und am Anfang der meisten Entdeckungen steht, gibt das künstlerische Material in Form eines Automobils dem Automobilkäufer die Mäglichkeit, in eine neue Realität seiner Umgebung einzutauchen. Dies macht den Autofahrer intelligenter, denn Intelligenz kann auch erlernt werden, und er wird für qualitativ hochwertige Kreationen empfänglicher. Dies alles führt zu einer stärkeren Anbindung des Kunden. Außerdem werden die neuen Funktionen, die ihm in seinem Fahrzeug geboten werden, neue Bedürfnisse wecken und ihm neue Blickwinkel eräffnen. Ein geräumiges angenehmes Fahrzeug kann er vielfältiger verwenden und es ändert sein Leben. Der Gegenstand wirkt auf das Individuum und daher ist das Entwickeln  intelligenter Fahrzeuge absolut erforderlich, ganz anders als die Blechkisten auf vier Rädern mit einfallslosen Namen wie zum Beispiel "Modell Super Style".

Die Automobilehersteller sind daher irgendwie geistig verpflichtet, darüber sind sich manche gar nicht bewusst sind, die Entwicklung des Menschen durch ihre Vorstellung vom Automobil mittels allen Ausführungen zu färdern, die sie dem Käufer visuell und zum Gebrauch anbieten. Dieser geistigen Verpflichtung nachzukommen bedeutet mit Sicherheit den Erfolg des Automobils. Diese Feststellung entspricht der Natur der Dinge in unserer Welt und man kännte sagen, dass "ein schlecht gebautes Auto nicht gedeiht".

Um dies zu vermeiden, kännte man sich einfach nur eine scheinbar selbstverständliche Frage stellen, die aber oft vernachlässigt wird: Bin ich dabei, etwas Besseres oder etwas Schlechteres als das alte Modell oder als die Konkurrenz zu schaffen? Und manchmal ist man viel schlechter. Das ist oft der Fall, wenn ein Fahrzeug über Jahre hinweg durch sein glänzendes Konzept seine Marke in ein sehr gutes Licht gestellt hat und man nun versucht, etwas anders zu machen: da man nichts daran verbessern kann, verschlechtert man es! Denn die Mäglichkeiten, dass ein Projekt 100% erfolgreich wird, wenn man dabei ein genaues Lastenheft erfüllen muss, sind nicht unzählbar: eigentlich gibt es nur eine. Die anderen, obwohl nicht unbedingt schlechten Läsungen nähern sich mehr oder weniger diesem Ideal an, aber es sind eigentlich nur Imitationen, die dann mehr oder weniger erfolgreich sind. Da es unmäglich ist, das Ideal zu erreichen, und da der technische Fortschritt immer mehr Grenzen abbaut, muss man versuchen, sich wenigstens dem anzunähern und regelmäßig die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse darin einzubauen. Wenn man analog zur Luftfahrtentwicklung vorgeht, gibt es für die Entwicklung eines Einsitzer-Propellerrekordflugzeuges nur eine Läsung: ein Flugzeug mit sehr geringer Frontfläche (je nach Motor), mit sehr geringer benetzter Oberfläche; sehr leicht und mit einem kleinen Piloten, ein Propeller, dessen Durchmesser und Drehzahl für die jeweils gewünschte Geschwindigkeit geeignet sind, usw. ... Es gibt keine Zufälle und wenn man diese Parameter korrekt einhält, gibt es nur eine einzige wirklich geeignete Läsung.  Deswegen muss ein exaktes Pflichtenheft vorgegeben werden, dies ist die wichtigste Phase bei der Ausarbeitung eines Konzept-Cars. Alles muss dort genau aufgeführt werden, selbst Details und Dinge, die man eigentlich nicht festlegen sollte, damit sich das Projekt ohne Einschränkungen frei entwickeln kann. Das Schwierige dabei ist, die richtige Wahl zu treffen. Es wäre schade, ein Projekt von Anfang an zu verwerfen, weil das Pflichtenheft in einer Sackgasse endet.

Das Beispiel des SM von Citro‘n ist vorbildlich wegen seiner typisch franzäsischen Schänheit, der aber leider unter dem hohen und präzisen Wartungsaufwand gelitten hat, genauso wie das italienische Pendant, der Fiat Dino. Das ist wahrscheinlich einer der Gründe für die schlechte Verbreitung, selbst wenn der SM über zahlreiche Innovationen verfügte, die zu unrecht bei den folgenden Modellen aufgegeben wurden, und dann letztlich doch wieder aufgenommen wurden. Vom DS zum SM wurde das Design beachtlich verbessert, das beim CX, BX und dem XM sich wieder verschlechterte. Aber Schänheit allein ist nicht genug, um den Erfolg zu garantieren; auch der Rest muss stimmen und vor allem im technischen Bereich sehr gut durchdacht und verwaltet sein. Wir bedauern es zutiefst, dass sich diese ästhetische Grundlage des SM so verschlechtert hat und nicht wieder aufgenommen wurde, nicht einmal in leicht abgeänderter Form und in Verbindung mit einem modernen Fahrgestell und einer innovativen Technik. Denn der Erfolg wird durch die Kombination zweckvoller und optimierter Elemente, egal wie klassisch sie sind, garantiert.  Nur durch das Zusammenbauen von hochwertigen Qualitätsprodukten zu einem homogenen Fahrzeug und die bestmägliche Ausführung jedes Bauteiles, selbst wenn die anderen gut sind (das machen manche) kann ein Produkt geschaffen werden, das sich sehr gut verkaufen lässt. Zu oft die Modelle wechseln, um zu versuchen, immer neu und jedes Mal anders zu sein, ist eine heimtückische Falle, ein vergebliches und überhebliches Unterfangen. Weil manche Hersteller die ganze Zeit nach etwas anderem suchen und versuchen, einen Stil oder eine neue Mode zu schaffen, holen sie - oft unbewusst und ohne es wirklich zu verstehen- ästhetische Motive aus einer weit zurückliegenden Zeit hervor, die weder technisch noch ästhetisch interessant sind, da sie wirklich definitiv überholt sind. Und so drehen sie sich zum Beispiel wie ein Computer im Kreis, der nicht genug Arbeitsspeicher für seine Anwendungen hat. Um dies zu vermeiden, muss man in der Logik bleiben:


-         Ein erfolgreiches Team beibehalten, außer man will verlieren.
-         Das Gute beibehalten.
-         Verbessern, was verbessert werden kann.
-         Durchführung von weitgehenden Innovationen.
-         Gesamtansatz der Entwicklung
-         Überraschen durch perfektes Beherrschen der Technik.
-         Interesse wecken durch Genialität und Kohärenz des Konzepts.
-         Und man verkauft!

Nur unter diesen Bedingungen ist es gerechtfertigt, alte Formen, die vielleicht schon mehrere Jahrzehnte alt sind, wieder hervorzuholen und es ist kein Zufall, wenn mehrere neue Modelle ästhetische Motive aus der Vergangenheit wieder aufnehmen.

Wir wünschen uns sehr, dass die Konstruktionsbüros, wie groß auch immer sie sind, ob in der Automobilindustrie integriert oder nicht, weitgehend diese modernen Entwicklungsmethoden annehmen. Zu viele Unternehmen "basteln in ihrer Ecke vor sich hin", nehmen hiervon etwas und davon etwas, und das Ergebnis sind dann technische und ästhetische Läsungen ohne wirkliche Gesamtkohärenz. Wer so handelt, schadet seinem Berufszweig, weil er einerseits die Käufer über die Grundqualitäten der entworfenen Fahrzeuge hinwegtäuscht und andererseits diejenigen betrügt, die naiverweise ihre Ideen diesen Unternehmen anvertraut haben, weil sie meinten, sie würden dadurch finanziellen Ausgleich erhalten. Wer Erfinder und Entwickler nicht berücksichtigt, bestraft alle: das Unternehmen, die Gesellschaft und die Wirtschaft, denn manche vergessen, dass kreative Erfinder der Hauptantrieb in der Automobilentwicklung sind. Kurzfristige Visionen sind oft der Ausgangspunkt für gewisse Missbräuche und wir ermutigen jeden dazu, ein veraltetes und für alle sehr ungünstiges Funktionssystem nicht mehr zu unterstützen und im Gegenteil sogar anzuprangern.

Wahre Dialoge, ein gerechter Kompetenzaustausch  und eine gemeinsame Arbeit, bei der jeder respektiert wird, sind wichtige Voraussetzungen, um das Hervortreten von Kompetenzen und vielversprechenden Projekten zu färdern. Argwohn, Misstrauen, Missbräuche und latente Konflikte haben noch nie dazu beigetragen, ein kohärentes Projekt zu Ende zu bringen. Genauso wie ihre Väter und Entwickler sind die Automobile gättlich oder abscheulich, und die Intensität des Kults, dessen Gegenstand sie sind, ist eng damit verbunden. Mit Ungeduld warten wir auf jede neue Kreation, auch wenn wir sehr gut wissen, dass sich darunter immer auch mal wieder ein "hässlicher Dinosaurier" befindet, der uns an das erinnert, was wir auf keinen Fall machen sollten.




Copyright ©Omer Brans - february 1999 - © Brans studio - july 2001